Druckgraphische Techniken

Nahezu alle der klassischen oder Grundverfahren der Druckgraphik weisen eine Vielzahl von Varianten auf und sind vielfältig mit- und untereinander kombinierbar, auch werden sie in der künstlerischen Praxis der Gegenwart abgewandelt oder ergänzt.

Voraussetzung für die Herausbildung und Entwicklung der europäischen Druckgraphik war das Vorhandensein und die ständige Verfügbarkeit des Werkstoffes Papier, einer ostasiatischen Erfindung. Erstes Vorkommen in China um 1000 v. Chr.;  von Korea ausgehend seit dem 8.Jahrhundt. n.Chr. über den Vorderen Orient nach Spanien verbreitet. Die europäische Papiertechnik wurzelt in Fabriano, wo seit der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts Papier hergestellt wird. Die ersten Papiermühlen in Deutschland entstanden um 1390 in Nürnberg und Ravensburg. Seit dieser Zeit sind erste Holzschnitte sowie Kupferstiche nachweisbar.

Eingefärbt werden die hochstehenden Stege oder Flächen des Druckstockes, diese übertragen die Farbe auf das bedruckende Material, in der Regel Papier.

Hochdrucktechniken sind: Holzschnitt, Linolschnitt, Holzriss, Holzstich. Gedruckt wird mit einer Kniehebelpresse, die für den Buchdruck entwickelt wurde.


HOLZSCHNITT.

Der Holzschnitt mit seinen Variationen, Linolschnitt, Holzstich, Holzriss und Montagedruck – für den Hoch- und Tiefdruck miteinander kombiniert werden können, ist die bekannteste Technik des Hochdrucks. Er ist eine der ältesten druckgrafischen Techniken, verwandt dem Stempeldruck. Die abzudruckenden Partien des aus Langholz gefertigten Druckstockes werden erhaben, also hochstehend aus dem Material herausgearbeitet. Es drucken oben liegende Stege oder Flächen, nicht drucken sollende Partien werden eingetieft. Zur Bearbeitung des Druckstockes werden Messer, Hohleisen, Geißfüße und Meisel verwendet.

Die Blütezeit des Holzschnittes ist das 15. und 16. Jahrhundert mit absoluten Meisterleistungen u.a. von Albrecht Dürer, Lucas Cranach d. Ä., Hans Baldung Grien, Hans Burgkmair d. J. u.a. Künstlern. Holzschnitte dominierten als Illustrationen die Buchkunst, dabei kam es zu einer Trennung zwischen dem Entwerfer („Reißer“), dem Hersteller der Druckform („Formschneider“) und dem Drucker / Verleger. Seit dem mittleren 19.Jahrhundert erfuhr der Holzschnitt eine Wiederbelebung durch die Einführung des Holzstiches. Damit konnten wieder Text und Bild von einer Form gedruckt werden. Berühmt sind die Arbeiten von Adolf Menzel, Ludwig Richter oder Gustave Doré. Der Originalholzschnitt, wo Schnitt und (oftmals) Druck in der Hand des entwerfenden Künstlers liegen, erfuhr seine Wiedergeburt durch die deutschen Expressionisten, vor allem durch die Künstler der „Brücke“.

3 Grundtypen des Holzschnitts

  1. Schwarzlinientechnik: Die Figur wird durch schwarze Linien
    auf dem weißem Grund des Papiers gebildet; es drucken nur die Stege. Im Beginn der Holzschnittkunst dominierte die Schwarzlinientechnik die Gestaltung als reine Umrissdarstellung. Sie bestimmt der Charakter der Holzschnittkunst während des 15. und 16. Jahrhunderts. Als Besonderheit können Linienholzschnitte auch weiß auf schwarzes Papier gedruckt werden, ein Verfahren, das auch im Tiefdruck Anwendung findet.
  2. Weißlinientechnik: Die Figur wird durch weiße Linien aufschwarzem Grund gebildet, sie erscheint quasi negativ dargestellt. Die Zeichnung wird in die Fläche hinein geschnitten, ist also vertieft. Abgedruckt wird die Fläche, das Figur bildet sich aus den nichtdruckenden Linien. Weißlinienschnitte waren stets ein Sondergebiet des Holzschnittes, bekannt wurden die Arbeiten von Urs Graf. Im 20. Jahrhundert wurde diese Technik vor allem von den Expressionisten wieder belebt.
  3. Flächentechnik: Im Unterschied zu den beiden anderen Verfahren bestimmen nicht Linien, sondern geschlossene Flächen den Charakter des Schnittes. Flächenholzschnitte sind charakteristisch für die Holzschnittkunst am Ende des 19./ und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vor allem Edvard Munch, Paul Gauguin, Emil Nolde und andere expressionistische Künstler sind zu nennen. Für diese Technik werden auch natürliche Eigenschaften des Holzes ausgenützt, wie Struktur oder Maserung. Innerhalb des Flächenschnittes gibt es viele Ausdrucks- und Kombinationsmöglichkeiten
    Für Farbdrucke muss in der Regel für jede Farbe ein separater Druckstock geschnitten werden. Erste Versuche zur Mehrfarbigkeit stammen aus dem frühen 16. Jahrhundert, u.a. von Lucas Cranach d. Ä. Eine besondere Methode des Farbdruckes im Holzschnitt entwickelte Edvard Munch: Er zerteilte seine Druckplatte, indem er die Partien für einzelne Farben aus dem Stock herausschnitt und diese separat druckte.
    Gedruckt wird auf Kniehebelpressen für den Buchdruck oder auch mittels Pressen aus der Werkstatt des Buchbinders. Ebenso sind Handabzüge unter Verwendung von Falzbein oder eines Reibers möglich.

Varianten des Holzschnitts:

  1. Linolschnitt
    Das Prinzip dieser Technik ist dem Holzschnitt gleich, deshalb ist auch Weißlinien- und Schwarzlinien-Technik möglich. Das Material lässt sich leicht und in jeder Richtung schneiden und ist Ideal geeignet für Farbdruck. Im 20. Jhdt. wurde der Linolschnitt von bedeutenden Künstlern wie Maurice Vlaminck und Christian Rohlfs genutzt, besonders zu nennen ist Pablo Picasso, der eine technische Neuerung im Farblinolschnitt durch Einplatten – Farbdrucke entwickelte. Technisch neu war auch bei Willhelm Lachnit das Ätzen des Linoleums.
    Diese Technik findet Varitionen bei Schnitten in Plaste, Karton und Gummi. Man erkennt sie an gleitenden, oft schwungvollen Schnitten, an den klaren Flächen mit glatten Umrissen, die bei dünnem Einfärben eine gesprenkelte Struktur aufweisen. Farblinolschnitte haben oft dicke, ledrig-steif wirkende und zuweilen grieße Strukturen. Ein Druck ist dann gut, wenn er möglichst geringe Quetschränder hat.
  2. Holzstich
    Diese Technik wird auch als Xylographie ( griech. für Holzschneidekunst) bezeichnet. Die Druckstöcke werden aus Hirnholz hergestellt, wobei sich als von großer Härte und deshalb als besonders geeignet Buchsbaum erwies. Da keine großformatigen Stücke gewonnen werden können, müssen Druckplatten durch Verleimen zusammengefügt werden. Nach anschließendem Planschleifen und Polieren kann die Bearbeitung erfolgen. Verwendung finden Grabstichel, ähnlich denen für Kupferstiche. Das Holzstichverfahren ermöglicht klein- und feinteilige Gestaltung, äußerst differenzierte Linienführung und die Erzeugung von Halbtönen. Der Druck erfolgt gleich dem Holzschnitt auf einer Buchdruckpresse.
    Heimatland des Holzstichs ist England. Dort fanden um 1750 sowohl Hirnholz als auch Stichel Eingang in die Buchillustration. Von besonderer Bedeutung war dabei das Wirken von Thomas Bewick (1753 – 1828). Im 19. Jahrhundert weitverbreitet als Reproduktionstechnik für Illustrationszwecke. Erst im 20. Jahrhundert als originalgraphisches Verfahren eingeführt, wobei Leipzig sich zu einem Zentrum seit den dreißiger Jahren herausbildete.
  3. Holzriss
    Darunter wird eine Sonderform des Holzschnittes verstanden, wobei die Bildform durch kratzen und ritzen des Druckstocks mittels scharfer, dreikantiger Eisen geschaffen wird.
    Besonders bekannt wurde der Holzriss durch die Arbeiten von Gerhard Altenbourg (1926 – 1989) und Werner Wittig.
    Farbdrucke sind auch in der Holzriss –Technik durch Verwendung mehrerer Druckstöcke möglich.
  4. Sonderformen
    • Schrotschnitt
      Darunter sind Metallplattendrucke zu verstehen, die ausschließlich in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden und zwar unter Verwendung verschieden großer runder Punzen oder auch gemusterter Zierpunzen (Sterne etc.), deren Einschläge beim Druck auf einer Hochdruckpresse hell bleiben. Die Punktreihungen erinnern an Verfahren des Kupferschmiedes, das „Schroten“, daher der Name für die Technik. Sie wurde wahrscheinlich vor allem von Goldschmieden ausgeführt.
    • Metallschnitt
      Es handelt sich um eine Sonderform des Formschnittes mittels schneidender oder schleifender, bzw. bohrender Werkzeuge in Metallplatten, z.B aus Messing oder Blei ausgeführt und vorzugsweise für Buchillustrationen verwendet.